6. Aug. 2025
Wie funktioniert Führen in Teilzeit? Gelebte Praxis in der Porsche Informatik

Wie gelingt Führung in Teilzeit? Welche Rahmenbedingungen braucht es? Und welche Herausforderungen tauchen auf? Wir haben Abteilungs- und Teamleiter:innen in unserem Unternehmen befragt, die sich für dieses Modell entschieden haben.

Führungskraft sein und trotzdem Zeit für Familie, persönliche Entwicklung und das eigene Wohlbefinden haben – das geht bei Porsche Informatik schon länger und ist gar keine so große Ausnahme mehr. Immer mehr unserer Kolleg:innen entscheiden sich dafür, und ihre Berichte zeigen: Mit Offenheit, Organisation und guter Kommunikation, aber auch mit Unterstützung durch das Umfeld und Betreuungsangeboten wie dem Betriebskindergarten der Porsche Holding lassen sich erfolgreich Führen und genug Zeit fürs Privatleben durchaus vereinbaren.

Der Weg in die Teilzeit-Führung

Für die meisten der befragten Kolleg:innen war der Wunsch, neben der Arbeit ausreichende Zeit für Familie und Kinder zu haben, der Grund für den Schritt in die Teilzeit-Führung. Matthias Ausweger, Team Lead Car Configurators & Marketing, erzählt: „Wir haben keine erweiterte Familie im Umfeld zur Unterstützung. Deshalb haben beide Elternteile ihre Arbeitszeit reduziert und die Woche so aufgeteilt, dass immer eine Person für ein frisches Mittagessen sorgen konnte und dann zu Hause war.“ Auch Diana Krispler, Team Lead Compliance, Quality & Assurance berichtet, dass sie bewusst Verantwortung und Lebensqualität kombinieren wollte: „Mir war wichtig, weiterhin eine aktive Rolle in der Entwicklung meines Teams zu übernehmen, gleichzeitig aber auch Zeit für meine Familie und für meine eigene Weiterentwicklung zu haben.“

Janine Hoffinger, Department Lead CROSS Service Delivery, und Rafaela Griesebner, Department Lead Parts & Aftersales Services und eine unserer beiden Standortleiter:innen unserer Niederlassung in Hagenberg, haben beide jeweils eine kleine Tochter und kehrten nach der Karenz in Teilzeit in ihre Rolle als Abteilungsleiterinnen zurück.

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“Ich brauche natürlich das Vertrauen meiner Führungskraft, dass ich meine Aufgaben auch in Teilzeit gut erledigen kann. Dafür bin ich sehr dankbar.” Edmund Mielach

“Ich habe auch durch meine Vorgesetzte immer Verständnis und Unterstützung erhalten. Ich denke aber trotzdem, dass es durch die Änderung der Arbeitswelt mit Corona leichter möglich geworden ist.” Matthias Ausweger

“Als meine Stelle ausgeschrieben war, wurde eher nach einer Vollzeitkraft für meine heutige Position gesucht – trotzdem hat mich meine Führungskraft ermuntert mich zu bewerben.” Sylvia Buchner

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Arbeitszeitmodelle und Organisation

Die  Arbeitsmodelle, die unsere Führungskräfte in Teilzeit gewählt haben, sind so vielfältig wie die Lebenssituationen unserer Kolleg:innen. Sie variieren von 21 Stunden auf drei Tage bis 35 Wochenstunden auf 5 Tage verteilt. Die meisten arbeiten vorrangig im Büro, schätzen aber die Möglichkeit, auch von daheim aus zu arbeiten – etwa wenn ein Kind krank ist.

Bei allen gewählten Modellen stehen Flexibilität, klare Zeitplanung und die Anpassung an private Verpflichtungen im Vordergrund.

Voraussetzungen für gelungene Teilzeit-Führung

Was braucht es, damit Führung in Teilzeit klappt? Die meisten betonen hier, wie wichtig Klarheit über Verantwortlichkeiten, Prioritäten und gute Kommunikation im Team ist. Sie sehen Transparenz, eine vorausschauende Planung der eigenen Arbeitszeiten sowie eine klare Abstimmung mit Team und eigener Führungskraft als zentrale Voraussetzungen für eine reibungslose Zusammenarbeit und Erreichbarkeit.

Für viele ist auch die Unterstützung durch das Team und die eigene Führungskraft essenziell. Rafaela ist dankbar für die großartige Unterstützung ihrer Teamleiter:innen: „Sie bringen viel Erfahrung und Know-how mit. Sie wissen, dass ich nicht immer physisch verfügbar bin und arbeiten selbstständig und eigenverantwortlich.“ Auch Susanne Dorninger, Team Lead Modules Service Core, bestätigt: „Mein Team hat sich zu 100 Prozent auf meine Verfügbarkeit eingestellt, Termine werden auch nur in diesen Zeiten geplant.“

Janine setzt auf eine klare Struktur und kann zudem auf ein familiäres Netzwerk zurückgreifen: „Ich versuche, meine Nachmittage so weit wie möglich privat zu halten und diese Zeit mit meiner Tochter zu verbringen. Sollte es dennoch einmal berufliche Ausnahmen geben, unterstützen uns die Großeltern und ermöglichen so die nötige Flexibilität.“

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“Alle, die ihre Betreuungspflicht nicht an den anderen Elternteil oder Großeltern weitergeben können, rutschen in den gleichen Konflikt – da ist es egal, ob du Führungskraft, Tester, DevOp oder Entwickler bist. Unsere Arbeit verlangt von jeder Rolle immer wieder Flexibilität.“ Maria Atzwanger

“Ich war durchaus mit Vorbehalten konfrontiert. Die schrecken mich aber nicht mehr ab, die kenne ich als Frau in der Technik schon zu lange.” Irina Ruzicka

„Vor allem mit Kindern kann man viel planen und dann kommt es doch ganz anders. Die Balance zu halten ist eine tägliche Herausforderung, die mich dazu zwingt, meine privaten und beruflichen Prioritäten für mich klar definiert zu haben. ” Rafaela Griesebner

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Herausforderungen und Umgang mit Stress

Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Besonders in Phasen großer Arbeitslast kann es schwierig werden, die beruflichen und privaten Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen. Maria Atzwanger, Team Lead Fleet & Insurance, hat dann entsprechend vorgebaut: „Für stressige Phasen habe ich mir vorsorglich tägliche Kinderbetreuung bis 17 Uhr geleistet. Das habe ich nicht standardmäßig ausgeschöpft, aber an manchen Tagen dann doch bis zur letzten Sekunde.“

Sylvia Buchner, Team Lead Mobility & DWH, kennt wie die meisten anderen die Tücken der Alltagsorganisation, wenn das Kind krank wird: „Dann müssen mein Mann und ich uns gut organisieren. Da kommt mir unser Homeoffice-Modell zugute und ich wechsle mich mit meinem Mann mit der Kinderbetreuung ab.“

Im Umgang mit Stress setzen Irina Ruzicka, Team Lead DevOps Engineering und Edmund Mielach, Team Lead Electronic Invoice Management, auf Gelassenheit. Edmund: „Ich bin auch als Führungskraft nur ein Mensch. Ich tue, was in meiner Macht steht, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Dafür muss ich mir in manchen Situationen auch Unterstützung holen. Klare Prioritäten zu setzen und ihnen zu folgen ist in Zeiten hoher Arbeitslast für mich noch wichtiger als sonst.“ Irina betont außerdem, wie wichtig es ist, die eigenen Grenzen zu akzeptieren: „Das war und ist meine größte Herausforderung. Nur wenn ich auf mich selbst achte, bin ich im Beruflichen und Privaten erfolgreich.“

Vorbehalte und Kulturwandel

Auch heute gibt es noch gelegentlich Vorbehalte gegenüber der Vereinbarkeit von Teilzeit und Führungsrolle – aber sie werden leiser. Für Diana hängt gute Führung nicht an der Stundenzahl, sondern an „Haltung, Klarheit und Vertrauen“. Maria, die erste Teamleiterin in Teilzeit in der Porsche Informatik, erinnert sich an die Anfänge: „Vor acht Jahren war es noch keineswegs etabliert, dass Teilzeit und Führungskraft sein miteinander vereinbar sind. Es galt so eine Art kulturelles Credo: Je höher die Position, desto mehr Überstunden sollte man als Zeichen seines Engagements machen. Diesen Widerspruch musste man überwinden. Das habe ich nur durch Unterstützung geschafft.“ Und Sylvia stellt fest: „Man merkt in unserem Unternehmen, dass es hier einen starken Wandel gegeben hat und es immer mehr Führungskräfte in Teilzeit gibt.“

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“Man muss sich privat und beruflich noch mehr organisieren, um beiden Welten gerecht zu werden. Wenn z. B. unsere Tochter krank ist, wird das Ganze eine ordentliche Challenge. Die konnte ich aber dank einem starken Netz bis dato immer meistern .” Janine Hoffinger

“Ein starkes Team, das eigenverantwortlich arbeitet, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Außerdem hilft es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und bewusst Puffer für Unvorhergesehenes einzuplanen.” Diana Krispler

“Wenn Vertrauen ins Team und seine Selbständigkeit da ist, braucht es nicht immer die Führungskraft, um Dinge zu entscheiden.” Suanne Dorninger

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Wagt den Schritt!

Was raten unsere erfahrenen Teilzeit-Führungskräfte all jenen, die über eine Führungsrolle mit reduzierter Arbeitszeit nachdenken? Matthias empfiehlt, die Erwartungen frühzeitig und offen mit der eigenen Führungskraft abzustimmen. Eine klare Aufgabenverteilung ist dabei entscheidend – idealerweise so gestaltet, dass im Alltag noch kleine Reserven bleiben. Denn: „Die unerwarteten Themen kommen ohnehin von alleine.“

Susanne betont, dass es Disziplin erfordert, die eigenen Aufgaben auch in Teilzeit zuverlässig zu erledigen. Gleichzeitig sei es wichtig, offen zu kommunizieren, dass manche Dinge schlicht auch einmal warten müssen, wenn die verfügbare Arbeitszeit begrenzt ist – sonst droht dauerhafter Stress. Ihr Rat: „Scheut euch nicht davor! Jedes Umfeld kann sich anpassen und aus neuen Situationen lernen.“

Und Maria gibt eine leidenschaftliche Empfehlung ab: „Bewerben. Über alle Stellschrauben reden. Und dann hoffentlich machen. Es ist ein wunderbarer Job!“

Barbara Klein
Barbara Klein

ist in der Porsche Informatik für Kommunikation und Social Media verantwortlich. Sie freut sich, auch nach zweieinhalb Jahrzehnten in der Firma täglich etwas dazuzulernen.